Lieber Michael, um dich vorzustellen, muss ich einiges aufzählen: Du bist Geschäftsleiter der Fachstelle für Sexuelle Gesundheit Aargau, präsidierst die Sparte Spitex im kantonalen Gesundheitsverband vaka, du betreibst den Club Boiler in Aarau, du bist ehemaliger Stadtrat. Was fasziniert dich am Amt des Bezirksrichters?
Die Rechtssprechung ist ein spannendes Gebiet und hat mich schon immer interessiert. Es würde für mich eine neue Herausforderung bedeuten und ich könnte meine Fähigkeiten weiter für ein Amt mit gesellschaftlicher Relevanz einsetzen.
Als Clubbetreiber kennst du das Nachtleben und die damit verbundene Sorglosigkeit des Partyvolks. Wechselst du mit deiner Kandidatur die Seiten?
Nein, ich wechsle nicht die Seiten. Die unterschiedlichen Interessen und Tätigkeiten, die ich verfolge, erlauben mir auch eine differenzierte Perspektive auf einen Fall. Diese Vielseitigkeit macht mich sicherlich aus.
Welche Erfahrungen als Stadtrat könnten dir als Bezirksrichter besonders nützlich sein?
Dies tönt jetzt vielleicht etwas trocken, aber es ist das Aktenstudium und das schnelle Erfassen von Zusammenhängen. Letztlich geht es darum, ein Urteil zu fällen, da ist es wichtig, alle Einzelheiten genau zu kennen und den betroffenen Parteien gut zuzuhören.
Du bist Geschäftsleiter von Seges, dir liegt viel an der Gesundheit aller. Woher kommt dieser Sprung von der Gesundheit zur Rechtssprechung?
Alle öffentlichen Ämter haben mit der Gesellschaft zu tun und erfüllen darin ihre wichtige Aufgabe. Das Amt des Bezirksrichters lässt sich nicht direkt auf die Gesundheit beziehen, aber es ist sicherlich wichtig, ausgewogene, gesunde und funktionierende Gerichte zu haben. Dafür setze ich mich ein.
Welches war deine erste Erfahrung in einem Gerichtssaal?
Ich habe als Stadtrat einmal die Stadt in einem Fall vertreten.
Auf berufsberatung.ch steht unter anderem, dass viele Bezirksrichter einen universitären Masterabschluss in Rechtswissenschaften haben. Dies ist bei dir nicht der Fall. Siehst du das als Nachteil?
Im Gegenteil. Das Laiengericht garantiert, dass sich Personen engagieren, welche im Alltag verankert sind. Die professionellen Gerichtsschreiber und das Präsidium garantieren eine gute Mischung.
Welcher Gedanke zur Gerechtigkeit inspiriert dich besonders?
«Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.» – Martin Luther King
Für das Interview dankt Evelin Meier